Aktuelle Wasserstandsmeldung aus den Schulen: landunter.

PM: Aktuelle Wasserstandsmeldung aus den Schulen: landunter.

Foto: Hermann Traub/pixabay.com

Pressemitteilung vom 19.04.2021

Liebe Stadt Köln, liebe Landesregierung,

an vielen Schulen ist landunter. Wir bekommen Anrufe von heulenden Lehrkräften, Mails mit den Worten „Wir können nicht mehr!“. Es ist uns unbegreiflich wie nach über einem Jahr Pandemie immer noch nicht die Rahmenbedingungen dafür geschaffen worden sind, Bildung pandemiesicher anbieten zu können. Die Leidtragenden sind alle Beteiligten – die Schüler:innen, besonders jene aus bildungsfernen Familien, mit Lernschwäche oder die zuhause kein geeignetes Lernumfeld vorfinden, das vollkommen überlastete schulische Personal sowie Personen aus Risikogruppen im Umfeld aller Beteiligten, die sich um ihre Gesundheit sorgen.

Wie aus einem Offenen Brief der GEW NRW zusammen mit Elternverbänden und dem Grundschulverband an Ministerpräsident Laschet(1) hervorgeht, sehen wir als GEW die Testungen von Schüler*innen und Lehrkräften als eine von mehreren absolut notwendigen Maßnahmen an. „Die Umsetzung und Organisation sind allerdings vielerorts mangelhaft: Vor allem jüngere und Förderschüler*innen sind vielfach mit der Selbsttestung überfordert, die Aussagekraft der Tests ist infrage zu stellen, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass alle sich die Teststäbchen tief genug einführen. Zudem können bei fehlerhafter Handhabe Verletzungen entstehen. Die benutzten Testkits landen teilweise in offenen Mülleimern, die den ganzen Tag im Klassenraum oder Lehrerzimmer stehen, beim Einsammeln von Testkits werden teils möglicherweise viruslastige Flüssigkeiten verschüttet, es gibt kein Schutzmaterial für die beaufsichtigenden Lehrkräfte. Alles in allem fordern wir mit Nachdruck, dass die Testungen durch geschultes Fachpersonal und auf kindgerechte Art und Weise durchgeführt werden sollen.“, so fasst Eva-Maria Zimmermann, Geschäftsführerin der GEW Köln, die Rückmeldungen zu den Testungen nach der ersten Woche nach den Osterferien zusammen. Dass in einer Rundmail seitens der Bezirksregierung an die Schulen nun eine Drohkulisse aufgebaut wird, ist hierbei nicht hilfreich. Vielmehr sollte der Fokus auf der Umsetzbarkeit und Verlässlichkeit der Teststrategie liegen.

Die Öffnung für Wechselunterricht und somit teilweisen Präsenzunterricht zu einem Zeitpunkt, wo sich das Infektionsgeschehen so hochdynamisch entwickelt, erfordert unbedingt eine Berücksichtigung aller schulischen Beschäftigten in der Impfplanung. Wir unterstreichen daher unsere Forderung von Anfang März mit Nachdruck, allen schulischen Beschäftigten möglichst zeitnah ein Impfangebot zu machen.

Darüber hinaus werden die Kolleg*innen nun angehalten, sogenannte Leistungsbewertungskonzepte zu entwickeln. In einigen Fächern wie beispielsweise Musik oder Sport, wo der Unterricht derzeit noch weiter von Regelunterricht entfernt ist als in anderen Fächern, ist dies so gut wie unmöglich. Aber auch in allen anderen Schulfächern wäre es dringend angeraten, endlich anzuerkennen, dass das Schuljahr 2020/2021 kein normales Schuljahr ist: „Die besonderen Bedingungen der Pandemielage sowie zusätzlich das ständige Hin und Her der Politik ohne jede Planungssicherheit und beherzte Maßnahmen, um Gesundheitsschutz und Bildungsgerechtigkeit gleichermaßen sicherzustellen, sorgen dafür, dass seit Monaten kein normaler Unterricht möglich ist. Die Vogel-Strauß-Taktik der Landesregierung sich hinzustellen und einfach mantraartig zu behaupten alles laufe doch gut, obwohl dies weit von jeglicher Realität vor Ort entfernt ist, entbehrt jeglicher Sinnhaftigkeit“, so die Gewerkschaft weiter.

Abschließend mahnt die GEW Köln: „Es wird immer weiter Verantwortung nach unten abgeschoben frei nach dem Motto „die Schulen werden das schon irgendwie richten“. Das alles führt zu immer mehr Mehrarbeit und Überlastung in den Kollegien, es kommen immer mehr Hilferufe aus den Schulen. Zur Entlastung der Kolleg:innen und zur langfristigen Sicherung von Bildung brauchen wir unbedingt eine Einstellungsoffensive für mehr Personal. Der Lehrkräftemangel kommt nicht von ungefähr und wenn die politischen Verantwortlichen weiterhin so mit den schulischen Beschäftigten umgehen, wundert es uns nicht, wenn weitere Kolleg:innen das Handtuch werfen. Leidtragende sind einmal mehr die Schüler:innen, denen eine gute Bildung unabhängig von Schulform und Standort der Schule zusteht“.

(1)https://www.gew-nrw.de/pressemitteilungen/detail-pressemitteilungen/news/kindgemaesse-durchfuehrung-durch-geschultes-personal.html