Eine Gesamtschule in Neubrück? Never take no for an answer!

Eine Gesamtschule in Neubrück? Never take no for an answer!
Eine verhängnisvolle Fehlentscheidung
//Anne Ratzki, Arbeitskreis Schulentwicklung
Am 22.11.2022 lehnte die Ratsmehrheit von CDU/Grüne/Volt zusammen mit der FDP die Gründung der Gesamtschule Neubrück ab. Der Antrag, die Hauptschule auslaufen zu lassen und am Helene-Weber-Platz eine Gesamtschule zu errichten, war von SPD und Linken bereits im Oktober 2021 gestellt worden. Die Verwaltung hatte eine sehr gründliche Machbarkeits-Vorlage erarbeitet. Angesichts der großen Zahl fehlender Gesamtschulplätze und der geringen Anmeldezahlen an der Hauptschule wäre eine Zustimmung zu erwarten gewesen.
Doch die Grünen verwiesen auf die gute Arbeit der Hauptschule und die CDU auf die „Schulformwechsler“, die nach Klasse 7 die Hauptschule füllen würden, und lehnten eine Gesamtschule ab.  
Der Ablehnungsantrag zitiert das Schulamt der Stadt Köln mit einer kühnen Behauptung: „Das Profil der Hauptschule erweise sich als ein Erfolgsmodell in Sachen Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit, insbesondere im Bereich Sprachförderung und Inklusion.“

1. Der Bürgerverein Neubrück will nicht aufgeben
Während der Beratungen des Antrags im Schulausschuss hatte die Vorsitzende des Bürgervereins, Sylvia Schrage, in einem offenen Brief dargestellt, wie sehr Neubrück eine Gesamtschule braucht. Durch die Lage des Stadtteils würden Neubrücker Kinder zu keinem Einzugsbereich einer Gesamtschule gehören und in der Regel abgewiesen. Wie viele andere Eltern hatte sie dies selbst erlebt.
Auch nach der negativen Ratsentscheidung: Der Bürgerverein Neubrück will nicht aufgeben. Am 9.5.2023 fand ein Treffen der Vorsitzenden mit Eltern, dem Sozialraumkoordinator, Vertretern von Parteien im Rat und im Bezirk und dem Arbeitskreis Schulentwicklung der GEW statt. Wenn der Vorstand des Bürgervereins zustimmt, steht die Gründung einer Bürgerinitiative für eine Gesamtschule in Neubrück an. Ein Termin für eine öffentliche Veranstaltung wurde bereits festgelegt.
Neubrück gibt nicht auf! Es verdient unsere Unterstützung.

2. Die Gesamtschule Neubrück im Gespräch halten
Die Ablehnung einer Gesamtschule in Neubrück wurde vom Ratsbündnis auch damit begründet, „dass es sich bei der Kurt-Tucholsky-Hauptschule um eine Schule handele, die gut nachgefragt sei“. Die diesjährige Erst-Anmeldung von 22 Schüler*innen zeigt jedoch das Gegenteil, auch wenn später noch 9 Schüler*innen dazukamen. Nicht einmal die Hälfte der 72 Plätze wurde belegt. An der Katarina-Henoth-Gesamtschule in Kalk mussten dagegen 79 Schüler*innen abgewiesen werden. Bei 108 neuen Gesamtschulplätzen in Neubrück wären sie in ihrer Wunschschulform Gesamtschule aufgenommen worden.
Lohnt es sich also, trotz des Ratsbeschlusses  weiter eine Gesamtschule zu fordern?
Am 11.5.2023 hatte die SPD Kalk in die katholische Grundschule in Neubrück zu einer Veranstaltung eingeladen: “Zukunft Schule in Neubrück und Köln.“ Oliver Seeck, schulpolitischer Sprecher der SPD im Rat und Jochen Ott, schulpolitischer Sprecher der SPD im Landtag, diskutierten mit Eltern, Schulleiter*innen der Neubrücker Schulen und Schulen angrenzender Stadtteile sowie dem Schulleiter der Katharina-Henoth-Gesamtschule, der  einzigen Gesamtschule im Stadtbezirk Kalk.
Neubrück hat zwei Grundschulen und eine Hauptschule, keine anderen weiterführenden Schulen. Schulleiter*innen berichteten von Platzmangel an den Grundschulen und Interesse auch umliegender Stadtteile an einer Gesamtschule in Neubrück. Diese hätte mit vier Zügen und 108 Schüler*innen schon im nächsten Schuljahr 23/24 beginnen können, wäre sie nicht von der Ratsmehrheit von CDU, Grünen und Volt abgelehnt worden.
3.    Lohnt es sich bei dieser Lage, weiter über eine Gesamtschule in Neubrück zu reden?
Viel hängt davon ab, ob eine aktive Bürgerinitiative gegründet werden kann, die ein längeres Durchhaltevermögen besitzt. Diese Einschätzung beruht auf dem Erfolg früherer Bürgerinitiativen, z. B. für eine Gesamtschule in Ehrenfeld, Nippes oder in Dellbrück, die mehrere Jahre aktiv waren. Die sinkenden Anmeldezahlen an der Hauptschule erhöhen den Druck auf Rat und  Verwaltung, aber auch auf die Schule. Wichtig wären deshalb auch Gespräche vor Ort mit dem Kollegium der Hauptschule, dem allseits gute Arbeit bescheinigt wird und die den Abbruch ihrer Arbeit befürchten. Es müsste vermittelt werden, dass engagierte Kolleg*innen an einer Gesamtschule willkommen sind, dass sie ihre Arbeit in einer Gesamtschule nicht nur fortsetzen könnten, sondern dass ihren Schüler*innen dort weit mehr Chancen offen stehen als an einer Hauptschule.

Eine umfassende Dokumentation über den Einsatz zur Gründung einer Gesamtschule in Neubrück: HIER