Köln, den 17.03.2021
Liebe Frau Reker,
in Anbetracht des aktuellen Kölner Infektionsgeschehens sowie unzureichender Schutzmaßnahmen für alle Beteiligten betrachten wir die Schulöffnungen mit größter Sorge. Uns ist sehr bewusst, wie wichtig gerade auch im Sinne der Bildungsgerechtigkeit eine Anbindung der Schüler*innen an Schule ist. Ebenso wissen wir um die schwierige Situation berufstätiger Eltern, wenn ihre Kinder im Distanzlernen zuhause sind. Aber es reicht nicht, beim alten Mantra der Landesregierung zu bleiben, Schulen seien sicher, wenn der Gesundheitsschutz aller Beteiligten – der Schüler*innen, der Beschäftigten und nicht zuletzt der Personen im häuslichen Umfeld aller Betroffenen – nicht sichergestellt ist. Beim derzeitigen Infektionsgeschehen stellen die Öffnungen einen brandgefährlichen Ritt auf der Rasierklinge dar, der das Infektionsgeschehen weiter anfachen wird, wenn Schüler*innen und Beschäftigte das Virus wieder weiter hinaustragen in ihre Familien.
Um die Schulen beim derzeitigen Infektionsgeschehen mit einer Inzidenz von über 100 öffnen zu können, müssten zusätzlich zu den Hygienekonzepten vor Ort entsprechende Maßnahmen des Gesundheitsschutzes gewährleistet sein: Allen Beschäftigten müsste ein sofortiges Impfangebot gemacht werden, es müssten mehrmals pro Woche Pool-Testungen von Beschäftigen und Schüler*innen durchgeführt sowie alle Unterrichtsräume mit Luftfiltergeräten ausgestattet werden, die die Viruslast nachweislich um bis zu 90% senken können – nur um einige Beispiele zu nennen. Stattdessen fehlt es an einer flächendeckenden Teststrategie, die ohnehin vorerst nur für Grund- und Förderschulbeschäftigte vorgesehenen Impfungen wurden wegen des Astrazeneca-Stopps teilweise ausgesetzt und die Stadt wehrt sich entgegen aller Proteste, Luftfilteranlagen für alle Räume zu beschaffen.
Unter diesen Umständen und solange der Gesundheitsschutz aller Beteiligten nicht ausreichend sichergestellt ist, halten wir es für dringend nötig, zum Distanzlernen zurückzukehren. Erste Kommunen haben sich bereits der Anordnung der Landesregierung, die Schulen offen zu halten, widersetzt. Eine derart verantwortungsvolle Reaktion wünschen wir uns auch von der Stadt Köln und fordern diese auf, schnellstmöglich zu handeln.
Herzliche GEWerkschaftliche Grüße
im Auftrag für den Geschäftsführenden Vorstand der GEW Köln
Eva-Maria Zimmermann
(Geschäftsführerin GEW Köln)